Der gute Sohn

Mit den Abschlussprüfungen für sein Jura-Examen ändert sich für den 25-jährigen Yu-jin schlagartig sein ganzes Leben. Als er am Morgen aus einer Art Tiefschlaf erwacht, findet er seine getötete Mutter vor. Alle Spuren weisen auf ihn als Täter. Der gute Sohn Doch fehlen ihm jegliche Erinnerungen an die letzte Nacht. Wie konnte er, der gute Sohn, exzellenter Schüler und begabter Schwimmer, möglicherweise einen Mord begangen haben? In der Ich-Form beginnt nun Yu-jin Episoden aus seinem jungen Leben zu erzählen, die er sich nach und nach ins Gedächtnis zurückruft. Seit seinem 9. Lebensjahr muss er starke Medikamente gegen seine angebliche Epilepsie einnehmen, die ihm von seiner dominanten Tante und Ärztin, Hye-won verordnet werden und mit heftigen Nebenwirkungen verbunden sind. Darum lässt er sie häufig weg, was ihm zu großen Erfolgen als Schwimmer verhilft. Dafür kommt es zu Zerwürfnissen mit seiner Mutter. Als Folge zwingt sie ihn, den Sport aufzugeben, was ihn schwer trifft. Je weiter Yu-jin in seine Vergangenheit eintaucht, je mehr entpuppt er sich als Psychopath, der nach außen unauffällig und ein pflichtbewusster Sohn ist, in seinem Unterbewusstsein aber mörderischen Fantasien nachgeht. - Jeong Yu-jeong gelingt mit ihrem aufwühlenden Roman eine makabre Offenlegung der Familie des Protagonisten. Dazu wird die Frage gestellt, was das Böse eigentlich ist. Handelt es sich um eine genetische Veranlagung oder entwickelt es sich infolge äußerer Umstände und Einflüsse? Obwohl der Leser von Anfang an den Mörder kennt, bleibt die Handlung bis zum Ende aufrüttelnd, mitreißend und faszinierend. Ein zwar schwer verdauliches, aber gelungenes Werk. (Übers.: Kyong Hae Flügel)

Edith Schipper

Edith Schipper

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der gute Sohn

Der gute Sohn

Jeong Yu-jeong
Unionsverl. (2019)

316 S.
kt.

MedienNr.: 914686
ISBN 978-3-293-00541-9
9783293005419
ca. 19,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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