Die Durchlässigkeit der Zeit
Der kubanische Ex-Polizist Mario Conde - bekannt vom "Havanna-Quartett" (zul. "Das Meer der Illusionen", BP 05/1230) - wird von einem ehemaligen Klassenkameraden aufgesucht. Bobby ist schwul, sein Freund Rayder hat ihn bestohlen und ist mit seinem gesamten Hab und Gut verschwunden. Wirklich schlimm ist dabei vor allem der Verlust der "schwarzen Madonna", einer wundertätigen Statue aus Familienbesitz. Conde soll die Figur mit der abgebrochenen Hand unbedingt wieder herbeischaffen. Während Conde mit seinem Alter hadert, in der Unterwelt Havannas recherchiert und schließlich mit seinen alten Polizeikollegen zusammenarbeitet, erzählt Padura parallel die Geschichte der Madonnenfigur. Sie stammt ursprünglich aus Spanien, wurde im Mittelalter geschaffen und ist von unschätzbarem Wert. Die Romanhandlung spannt einen weiten Bogen vom himmlischen Jerusalem der Tempelritter bis zum Embargo der USA gegen Kuba. Padura begleitet seinen melancholischen Helden Mario Conde bis zu seinem 60. Geburtstag und beschreibt den kubanischen Alltag mit all seinen Absurditäten und Komplikationen. - Ein fulminantes Buch über ein Land, das aus der Zeit gefallen zu sein scheint. (Übers.: Hans-Joachim Hartstein)
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Durchlässigkeit der Zeit
Leonardo Padura
Unionsverl. (2019)
441 S.
fest geb.