Legenden
Als Fotograf und Filmemacher finden sich die Freunde Nel und Matt in der Provence wieder, um Regionales zu dokumentieren. Doch schon bald nimmt sie die Vergangenheit der Gegend um Arles mehr gefangen als die Gegenwart. Nel hat hier in den 80ern seine Jugend verbracht und lässt sie fernab von Verantwortung und Familie vor seinem englischen Freund Matt aufleben, der die gleiche Epoche seiner Jugendzeit teilt. Schon bald stoßen sie auf die Erzählungen über Fabién und Christian, die als Legenden überlebt haben und für ein Leben in Wildheit, Freiheit und Aufregung stehen. Nach und nach rekonstruieren sie die Biografie der legendären Brüder, die einen so frühen Tod fanden. Hier werden juvenile Klischees bedient, jedoch so beiläufig, dass die Geschichte derer, die "nicht wissen, was sie tun", zu einem Panorama des Lebensprogramms ungezähmter Heranwachsender wird. Die Recherche, die die Film- und Fotoarbeit von Nel und Matt nun bestimmt, wird zur Standortbestimmung und Rückschau der beiden Freunde. - Prudhomme spiegelt die Unbedingtheit der Adoleszenz entgegen der Struktur und Einschränkung des Erwachsenenalters auch sprachlich. Satzgefüge, die komplex beobachten, stehen Satzreihen gegenüber, die Feststellungen machen und jeglicher Diskussion enthoben sind. Eine gelungene Komposition und Verwebung von Lebensphasen, die nur gegen Aufpreis ohne Rücksicht auf Verluste gelebt werden können. Besonders und empfehlenswert. (Übers.: Claudia Kalscheuer)
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Legenden
Sylvain Prudhomme
Unionsverl. (2019)
245 S.
fest geb.