Chaya
Als kleines Mädchen träumt Chaya von einem Leben im Ausland; gleichzeitig beginnt sie mit großem Eifer, Gedichte zu schreiben, eine Literaturform, die in der iranischen Kultur tief verankert ist. Als 1979 die Revolution ausbricht, wird die Vierzehnjährige ohne Deutschkenntnisse zu Verwandten in die Schweiz geschickt. Mit großem Eifer stürzt sie sich in den folgenden Monaten und Jahren in die neue Sprache, wendet sich radikal von ihrer Muttersprache ab und verfasst ihre Gedichte fortan nur noch auf Deutsch. Nach ihrem Schulabschluss betreibt die neugierige, durch das Leben treibende junge Frau neben ihrem Philosophiestudium und ihrem Nebenjob in einer privaten Sprachschule eine Gedichtagentur, die die Poesie in den Alltag der Schweizer bringen soll. - Die Autorin spielt überaus kunstvoll mit jener Sprache, die zugleich das zentrale Motiv des Romans darstellt. Die besondere Beziehung zur neuen Sprache, die den Platz der Muttersprache einnehmen soll, und die anfängliche Stimmlosigkeit, die im Widerspruch zu dem den Wörtern verschriebenen Leben steht, werden sehr eindringlich und authentisch geschildert, wozu die Erlebnisse der Autorin im Zuge ihres eigenen Umzugs aus dem Iran in die Schweiz beitragen mögen. Zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Chaya
Kathy Zarnegin
Unionsverl. (2019)
UT ; 833
220 S.
kt.