Des Kaisers letzte Insel
Julia Blackburn ist fasziniert von der Insel St. Helena, mitten im Südatlantik. Sie erzählt die Geschichte dieses von Stürmen umtosten Eilands von ihren Anfängen, weit bevor die ersten Menschen es 1502 betraten, bis hin zu den neuesten Entwicklungen von heute. Blackburn ist gleichzeitig Chronistin und Zeitzeugin. Bekanntheit erlangte die Insel aber hauptsächlich als Verbannungsort und letzter Aufenthalt Napoleons. Vor allem diese letzten Lebensjahre des ehemaligen Kaisers von Frankreich sind Thema ihres überaus interessanten Buches. Von 1815 bis zu seinem Tod 1821 beschreibt die Autorin, gestützt auf vielfältige Quellen, Napoleons Zeit auf St. Helena, die von den Engländern diktierten Bedingungen seiner Verbannung, das Verhalten der damaligen Inselbewohner sowie der Reste seines Hofstaates, die ihn aus Treue bis hierhin begleitet hatten. Napoleon selbst wird in diesem Buch von einem übermächtigen Herrscher zu einem durchaus menschlichen Wesen. Teils ohne jeden Standesdünkel, teils aber auch noch im Bewusstsein seiner früheren Stellung passt er sich demütig den unausweichlichen Gegebenheiten seiner Situation an. - Ein ausgezeichnet recherchiertes Buch, das den Leser in seinen Bann zieht, Vergangenheit und Gegenwart verknüpft und so zu einem Porträt der Insel, seiner Einwohner und ihres wohl berühmtesten, wenn auch unfreiwilligen Gastes wird. Allen Büchereien zu empfehlen! (Übers.: Isabella König)
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Des Kaisers letzte Insel
Julia Blackburn
Unionsverl. (2019)
UT ; 834
282 S.
kt.