Der Tunnel
Als Zvi Luria, pensionierter Straßenbauingenieur, die Diagnose beginnende Demenz erhält, sind er und seine Frau Dina geschockt. Da nimmt er die Gelegenheit wahr, als ein junger Kollege ihn als den erfahrenen Ingenieur darum bittet, ihm zu helfen: Im Rahmen eines militärischen Bauprojektes soll in der israelischen Wüste eine Straße gebaut werden. Doch die führt über einen Hügel, auf dem eine Palästinenserfamilie wohnt. Einzige Lösung, um dieser nicht ihre Existenz zu nehmen: Es muss ein Tunnel gebaut werden. Je mehr sich Luria mit dem Projekt identifiziert, umso mehr kommt er ins Grübeln: über sich, das Leben, seine Mitmenschen, sein Land. - Die Romane, Erzählungen und Theaterstücke von Abraham B. Yehoshua wurden vielfach prämiert und auch verfilmt. Auch sein jüngster Roman unterstreicht seine Klasse: Sein ebenso subtiler wie humorvoller Stil, seine gut getroffenen Charaktere, die leicht ironische Empathie, mit der er die Geschichte seines ein wenig kauzigen Protagonisten erzählt, machen das Lesen von der ersten Seite an zum Vergnügen. Ein Lesevergnügen, das noch durch die sehr gelungene deutsche Übersetzung von Markus Lemke gewinnt.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Tunnel
Abraham B. Yehoshua ; aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Nagel & Kimche (2019)
366 Seiten
fest geb.