Wo ihr mich findet
Die Eltern sind beschäftigt, die Mutter telefoniert, der Vater sitzt vor dem Computer. Das kleine Mädchen fühlt sich nicht beachtet. Munter zieht es, warm bekleidet, einen Rucksack samt Isomatte tragend zu seinem Lieblingsort. Schon der Weg dorthin bewirkt, dass es dem Kind leichter ums Herz wird. Alles ist ihm vertraut, denn es geht ihn nicht zum ersten Mal. Unterwegs übernachtet die Wandrerin im Wald, fürchtet sich ein bisschen vor der Dunkelheit und beginnt zu träumen. Ein Fuchs wird ein zeitweiliger Begleiter. Sie kommt am Ziel an, hier Lieblingsort genannt, und zieht ein Foto von sich umrahmt von den Eltern, aufgenommen eben an dieser Stelle, heraus. Am Horizont stehen sie und winken: Vater und Mutter. Alle sind glücklich, dass sie sich gefunden haben. - Dieses feine Bilderbuch kommt mit wenig Text aus und lässt nicht nur deswegen einige Lesarten zu. Eltern werden vielleicht darin eine Mahnung sehen, ihr Kind und nicht die Medien an erste Stelle zu rücken, vernachlässigte Kinder könnten daraus lernen, dass sie sich erst davonstehlen müssen, um gesehen zu werden. Zart kolorierte, wenig detailversessene Aquarellzeichnungen setzen die Botschaften in Szene. Durch ihre Schlichtheit lenken sie den Fokus auf die Botschaften des Buches und den Trost des Kindes durch die Natur. Sehr besonders und empfehlenswert.
Martina Mattes
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wo ihr mich findet
Taltal Levi ; aus dem Englischen von Elisa Martins
NordSüd (2020)
[32] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 4