Die Geschichtensammlerin

Die Autorin Jessica Kasper-Kramer schreibt ihren Erstlingsroman über das menschenunwürdige Leben während der Schreckensherrschaft des Ehepaares Ceausescu in Rumänien. In der Rahmenhandlung müssen der Onkel und die Eltern der listigen, klugen, zehnjährigen Ileana vor der grausamen Securitate fliehen. Sie bleibt in einem Bergdorf bei den Großeltern und schafft sich einen geistigen Zufluchtsort aus fantastischen Geschichten. Darein verwoben sind reale Ereignisse, die preiszugeben strengstens verboten ist, weil Menschen in Todesgefahr gebracht werden. Die Autorin verrät der Leserschaft, dass viele Passagen im Buch auf Recherchen über reale Ereignisse und Erinnerungen gründen, während die Romanhandlung frei erfunden sei. In ihrer prosaischen Erzählweise, dem Aufbau von Spannung und Stil und den märchenhaften Titeln der Kapitel beweist Jessica Kramer ihre Ebenbürtigkeit mit den Märchenerzählern des Orients. Insgesamt ein gelungenes Debüt und ein wahrer Schatz am Literaturhimmel. 350 preiswerte Seiten anspruchsvolle Literatur, verpackt in ästhetischem Layout. Für alle Bestände empfohlen.