Der Jude mit dem Hakenkreuz
Fritz Beckhardt wächst als Spross einer Kaufmannsfamilie im Milieu des emanzipierten, liberalen und deutsch-patriotisch denkenden Judentums in Rheinhessen auf. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrt er als hochdekorierter Fliegerheld zurück, engagiert sich im "Reichsbund jüdischer Frontkämpfer" und hält trotz aller Ausgrenzungsmaßnahmen der Nationalsozialisten an seiner deutschen Identität fest. Nach "Arisierung" seines Geschäftes, Enteignung, Verurteilung wegen "Rassenschande", Haft im KZ Buchenwald, Ausbürgerung, Exil in Großbritannien und dem Tod zahlreicher Verwandter und Freunde in den Vernichtungslagern kehrt Fritz mit seiner Familie 1950 nach Wiesbaden zurück und wagt den Neuanfang. Erst das zermürbende Ringen mit der deutschen Wiedergutmachungsbürokratie macht aus dieser Kämpfernatur einen gebrochenen Mann. Der Enkel von Fritz, der erst im Erwachsenenalter von seiner jüdischen Herkunft erfährt, hat diese außergewöhnliche Lebensgeschichte hervorragend recherchiert und mit großer Empathie aufgeschrieben. - Die Biographie verknüpft in eindrucksvoller Weise eine jüdische Familiengeschichte mit der Regionalgeschichte Rheinhessens und der nationalen Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Dem mit zahlreichen Text- und Bildquellen ausgestatteten, dicht und spannend erzählten Buch sind möglichst viele Leser zu wünschen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Jude mit dem Hakenkreuz
Lorenz S. Beckhardt
Aufbau (2014)
480 S.
fest geb.