Wir kommen

Die 1992 geborene Feuilletonredakteurin Ronja von Rönne hat vor einem Jahr mit einem Artikel gegen den Netzfeminismus für Empörung gesorgt. Ihr Debütroman kam also in ein vorbestelltes Feld. "Schmollmundfatalismus", wurstiges Erzählen, Desinteresse Wir kommen an der Welt, die sie beschreibt, lautete der Tenor der Kritiken im Feuilleton. Das ist durchaus richtig. Ja, es ist sogar noch schlimmer. Nora, die Erzählerin, macht keinen Hehl daraus, wie sie sich in der "wohlbehütetsten und depressivsten von allen Generationen" langweilt. Sie zieht den Leser mit in ihre Panikattacken, polyamourösen Reflexionen und einen öden Urlaub in einem Haus am Meer. Trostlos sind die Gespräche, man schreibt über Glück und To-Do-Listen, aber es gibt keinen Grund für die Traurigkeit. Die Handlung ist so beweglich wie die mitgeschleppte Schildkröte: eine "Jugend ohne Plot". Lediglich manchen Sätzen, hinter deren Flapsigkeit ein gewisser poetischer Trotz schlummert, mag man etwas abgewinnen. Aber das ist zu wenig für einen guten Roman, damit kann man wohl auch jungen Lesern, die mehr als nur erzählte Meinungen zum Anziehen wollen, nicht kommen.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Wir kommen

Wir kommen

Ronja von Rönne
Aufbau-Verl. (2016)

205 S.
fest geb.

MedienNr.: 584692
ISBN 978-3-351-03632-4
9783351036324
ca. 18,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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