Schöne Vorstellung

Wenn ein so würdiger Schauspieler wie der 1941 geborene Dieter Mann eine Biografie vorlegt, ist es anerkennenswert, dass er dies nicht mit Hilfe eines Ghostwriters und in epischer Prosa tut, sondern sich einen klugen Gesprächspartner sucht, um theaternah in Frage und Antwort das Schauspielerleben aufzublättern. Der nur sieben Jahre jüngere Theaterwissenschaftler Hans-Dieter Schütt ist dieser Gesprächspartner. Es gelingt in höchst interessanter und vom Theaterjargon geprägter Weise, die Entwicklung des zunächst zum Dreher ausgebildeten und bereits mit dem ersten Engagement dem Deutschen Theater Berlin verbundenen Mann nahezubringen. Die große Qualität dieses Mimen, sein inniges Verhältnis zum Theater und seine Bedeutung in der DDR auch durch zahlreiche Film- und Fernsehrollen, erst recht seine kluge, mutige und stets dem Auftrag der Bühne verpflichtete Rolle als Intendant Deutschen Theaters Berlin in der Wendezeit blitzt auf in den vielen Anekdoten, mehr noch in den Reflexionen auf die Begegnungen mit Kollegen und mit seinen Rollen. Auch wenn Mann sich in privaten Fragen bedeckt hält, entsteht in den lebendigen Gesprächen das Bild eines Menschen, der dem "Möglichkeitssinn", wie er die zentrale Aufgabe des Theaters definiert, zu einer glaubhaften Ausformung verhilft. Nicht alle Leser mögen mit den Namen aus der DDR-Theaterszene und Kulturpolitik vertraut sein. Da hätte in Einzelfällen eine Fußnote hilfreiche Informationen einschieben können. Auch dass die Filmografie ohne Rollenangaben auskommen muss, bleibt ein Manko des Buchapparats. Für Theaterliebhaber, für politisch wie kulturell interessierte Leser und für jeden, dem die Frage nahe geht, worin Zauber und Selbstverständnis der Schauspielerei bestehen mögen, seien die gescheiten Plaudereien des Dieter Mann wärmstens empfohlen.