Hans Fallada
Peter Walther, der Leiter des Brandenburgischen Literaturbüros, beginnt seine Fallada-Biografie mit dem als Doppelselbstmord geplanten Duell des 18-jährigen Gymnasiasten Rudolf Ditzen, der sich später Hans Fallada nennen wird, mit seinem Freund Hanns Dietrich von Necker. Rudolf, der Sohn des Kammergerichtsrats, wird nicht des Mordes angeklagt, sondern kommt in die Nervenheilanstalt, wo man seine schweren Verletzungen mit Morphium behandelt. Dies wird als Grund für seine immer wiederkehrenden Rückfälle in die Drogensucht gesehen, zu deren Finanzierung er Gelder unterschlägt, was ihm mehrjährige Gefängnisaufenthalte einbringt. Doch die Haftzeit wird ihm zur Quelle für seine schriftstellerischen Ambitionen. Seine Tagebuchaufzeichnungen aus der Haft zeigen einen beglückenden literarischen Schub, der in ihm praktisch über Nacht die Idee zum Roman "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" (Hörbuchfassung BP/mp 16/532) entstehen lässt. - Walthers detailreiche Biografie vor dem Hintergrund der Weltkriege beschert Einblicke in das abgründige Leben eines zerrissenen Künstlers, den manche Leser vielleicht eher als Unterhaltungsschriftsteller wahrgenommen haben mögen. Eine Neubewertung seines Gesamtwerkes hat erst die 2016 rekonstruierte Urfassung von "Kleiner Mann - was nun?" (BP/mp 16/672) bewirkt. - Für alle Büchereien sehr empfehlenswert.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Hans Fallada
Peter Walther
Aufbau-Verl. (2017)
527, [32] S. : Ill.
fest geb.