Kukolka

Das Schicksal meint es mit dem elternlosen russischen Mädchen Samira zu keiner Zeit besonders gut. Während es die ersten Lebensjahre in einem trostlosen Heim verbringt, nimmt der Wunsch, nach Deutschland adoptiert zu werden (wie ihre Freundin Marina) Kukolka einen immer größeren Raum ein. Eines Tages hält Samira es nicht mehr aus. Sie flieht aus dem Waisenhaus und will sich auf den Weg nach Deutschland machen. Schließlich wird die Siebenjährige von Rocky aufgegriffen, der sie zusammen mit anderen heimatlosen Jugendlichen in seinem Haus aufnimmt. Obwohl es weder Strom, Wasser oder eine Toilette gibt und sie mit ihren Mitbewohnern zum Stehlen und Betteln losgeschickt wird, gefällt es ihr dort. Von Rocky, der oft zur Gewalt neigt, erhält sie wegen ihrer zarten Gestalt den Namen Kukolka (Püppchen). Mit 13 Jahren gerät sie in die Fänge eines zunächst als Wohltäter auftretenden, aber letztlich skrupellosen Menschenhändlers. - Lana Lux zeigt mit diesem Buch das schmerzliche Schicksal vieler elternloser Kinder auf, die von einem Unglück in das nächste schlittern. Der Roman schildert mit aller Grausamkeit die Kaltblütigkeit osteuropäischer Mädchenhändler, die Brutalität, mit der sie vorgehen und die Hoffnungslosigkeit vieler ihrer Opfer. Er ist spannend, bewegend und schnörkellos. Betroffen verfolgt der Leser die Erzählung bis zum Ende. Es ist keine Lektüre, die man so schnell vergisst. Allein die oft sehr drastische Beschreibung mancher Szenen ist möglicherweise nicht jedermanns Geschmack. Trotzdem ist das Buch sehr empfehlenswert.

Edith Schipper

Edith Schipper

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kukolka

Kukolka

Lana Lux
Aufbau-Verl. (2017)

375 S.
fest geb.

MedienNr.: 861966
ISBN 978-3-351-03693-5
9783351036935
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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