Das Verschwinden des Josef Mengele

Josef Mengele stammte aus der Industriellenfamilie Mengele, die in Günzburg eine florierende Landmaschinenfabrik betrieb. Er promovierte in Medizin und Anthropologie und war Schüler und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Rassenhygienikers Otmar von Das Verschwinden des Josef Mengele Verschuer. 1940 trat Mengele der Waffen-SS bei, diente im Russlandfeldzug und wurde 1943 als Lagerarzt nach Auschwitz abgeordnet. Dort leitete er die Selektionen an der sogenannten Rampe als "Herr über Leben und Tod" und führte grausame Menschenversuche durch. Mengele tauchte nach 1945 unter und flüchtete 1949 mit Unterstützung durch seine Familie und einem Netzwerk von Alt-Nazis zunächst nach Argentinien, später nach Paraguay und Brasilien. Mit dieser Zeit im Exil beschäftigt sich der dokumentarische Roman von Olivier Guez, der in Frankreich ein großer Erfolg war und mit dem Prix Renautaud 2017 ausgezeichnet wurde. Guez war Mitautor des Drehbuchs für den Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" und legt daher besonderes Augenmerk darauf, warum die Strafverfolgung von Mengele misslang und wie er den Ermittlern durch das Netz schlüpfte. Auch im Exil änderte Mengele seine nationalsozialistische Weltanschauung nicht und erging sich in Selbstmitleid. In fiktionalen Sequenzen beschreibt Guez die Alpträume des Josef Mengele, der bis zuletzt weder Einsicht noch Reue zeigte. Ob die Fiktionalisierung des Holocaust eine legitime Methode der Vergangenheitsbewältigung ist, wurde an anderen literarischen Beispielen schon diskutiert. Das Buch ist aber auf jeden Fall für historisch interessierte Leser sehr zu empfehlen und auch für ältere Schüler geeignet. (Übers.: Nicola Denis)

Marion Sedelmayer

Marion Sedelmayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Verschwinden des Josef Mengele

Das Verschwinden des Josef Mengele

Olivier Guez
Aufbau-Verl. (2018)

224 S.
fest geb.

MedienNr.: 894072
ISBN 978-3-351-03728-4
9783351037284
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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