Hier ist noch alles möglich
Dieses Buch macht es einem nicht leicht. Es ist ein Gesamtkunstwerk, oder zumindest etwas, das die Meinungen spalten wird. In der Erzählung geht es um eine Frau und einen Wolf, um die Themen Suche und Einsamkeit. Man erfährt über die Protagonistin im ganzen Buch nicht viel Persönliches. Das Bild von ihr bleibt vage, aber man fühlt sich in ihre Perspektive ein, da sie den Leser in ihren Kopf lässt. Sie bewohnt einen Raum in einer fast stillgelegten Fabrikhalle als Nachwächterin, die Schließung der Anlage steht unmittelbar bevor. Diesen engen und umzäunten Radius hat sie selbst gewählt, spartanisch lebt sie dort mit einem Lexikon, in das sie ihre Anmerkungen einfügt. Als ein Mitarbeiter einen Wolf auf dem Gelände gesehen haben will, bricht das Unberechenbare und Wilde in ihren Alltag ein. Ihre Gedanken finden sich in Zeichnungen sowie Fotografien im Buch wieder, die verstörend einfach sind. Als Leser fragt man sich am Ende, ob alles nur ein Traum war. Kunstvoll, außergewöhnlich, irritierend.
Carolin Ahrabian
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Hier ist noch alles möglich
Gianna Molinari
Aufbau-Verl. (2018)
190 S. : Ill.
fest geb.