Zwei Brüder
Der größere Bruder hat in seinem Leben schon so manche Dummheit gemacht, Probleme mit der Polizei wegen seines Kiffens und Handels mit Dope. Als er schließlich für Uber fährt, nimmt ihm das sein patriarchalischer, taxifahrender Vater äußerst übel. Der kleinere Bruder hingegen studierte Medizin und arbeitet als schlecht bezahlter Assistenzarzt in einem Pariser Krankenhaus. Und er interessiert sich schon seit frühen Jugendtagen für Religion. Ein Iman beeinflusst ihn mehr und mehr, bis er schließlich seine Tätigkeit im Krankenhaus infrage stellt und sich in den Nahen Osten absetzt. In einer umkämpften Stadt betreut er als Pfleger die vielen Verwundeten, muss bald auch operieren, obwohl ihm dafür Kenntnisse und Erfahrung fehlen. Die Dschihadisten in der Truppe mit ihrer Brutalität verstören den jungen Helfer zunehmend. Er will wieder zurück in seine Heimat Frankreich, mit einem Täuschungsmanöver schafft er es tatsächlich und steht eines Tages vor der Wohnungstür seines älteren Bruders. Doch nach den Anschlägen - Charlie und Bataclan - sind die Behörden sehr misstrauisch. Der größere Bruder versteckt den Rückkehrer trotz aller Verstimmung erst mal. Und dann sieht es bald so aus, als ob der Kleinere tatsächlich in einen neuen Anschlag verwickelt sein könnte. - Die Brüder erzählen die Begebenheiten aus ihrer Sicht. In einer Sprache, die recht gewöhnungsbedürftig ist, der Autor meint aber, das sei die Sprache der Jugend in der Banlieue. Trotz der harten und direkten Erzählweise ist der Roman eingängig und beeindruckend, ja fesselnd. Und es gibt ein überraschendes, nicht erwartetes Ende. Sehr zu empfehlen. (Übers.: André Hansen).
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zwei Brüder
Mahir Guven
Aufbau-Verl. (2019)
282 S.
fest geb.