Die Träume der anderen
Nach dem frühen Tod ihres Vaters müssen Laura (16) und Clare (9) Anfang der 40er Jahre ihre Privatschule in Sydney verlassen. Die Mutter kümmert sich kaum um die Töchter. Laura wird auf ein Berufskolleg geschickt, um Steno und Schreibmaschine zu lernen, damit sie möglichst bald selbst Geld verdienen kann. Die Mädchen führen den Haushalt und haben keinen Kontakt zu Gleichaltrigen. Während des Zweiten Weltkrieges beschließt die Mutter, ohne ihre Kinder zu ihrem Bruder nach England zu ziehen. Laura, die inzwischen in einer kleinen Fabrik arbeitet, weiß nicht, wie sie das Schulgeld für ihre jüngere Schwester auftreiben soll. Als sie sich ihrem Chef Felix Shaw anvertraut, macht der 20 Jahre ältere Mann ihr einen Heiratsantrag. Laura und Clare ziehen zu ihm in sein großes Haus über dem Pazifik. Doch schon bald verwandelt sich ihr Traum in einen Albtraum. Felix ist unberechenbar, verfällt dem Alkohol und tyrannisiert die beiden jungen Frauen. Resigniert ergeben sich beide in ihr Schicksal. Als Felix einen holländischen Hilfsarbeiter, der in seiner Fabrik ohnmächtig geworden ist, bei sich aufnimmt, beginnt die unheilvolle Konstellation auseinanderzubrechen. Clare kämpft endlich für ein selbstbestimmtes Leben. Harrower (Jahrg. 1928), eine der bekanntesten australischen Autorinnen, wird erst jetzt von Alissa Walser ins Deutsche übersetzt. (siehe auch "In gewissen Kreisen", BP/mp 16/950) Eine literarische Entdeckung!
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Träume der anderen
Elizabeth Harrower ; aus dem Englischen von Alissa Walser
aufbau (2019)
347 Seiten
fest geb.