Schlief ein goldnes Wölkchen

Die elfjährigen Zwillinge Saschka und Kolka vegetieren 1944 in einem Waisenhaus im Moskauer Umland. Kurz vor dem Verhungern versuchen sie, einen Tunnel zum "Brotschneideraum" zu graben. Da das Unternehmen auffliegt, melden sie sich freiwillig zur Umsiedlung in den Kaukasus. Als sie dort nach langer Fahrt ankommen, scheint die Gegend verlassen. Zusammen mit 500 Kindern aus unterschiedlichen Waisenhäusern werden sie in einer ehemaligen Landwirtschaftsschule untergebracht. Die älteren Kinder werden zur Arbeit in eine Konservenfabrik geschickt. Als eine Lehrerin überfallen wird und Gewehr- und Kanonenschüsse zu hören sind, ist die kurze Atempause für die vom Krieg traumatisierten Kinder vorbei. In den Wäldern haben sich Partisanen versteckt, die sich ihren Lebensraum zurückerobern wollen. Nach Aufständen gegen das Sowjetregime während des Zweiten Weltkrieges wurde ein Großteil der tschetschenischen Bevölkerung nach Zentralasien deportiert. - Der russische Autor (1931 – 2008) und Vorsitzende der Begnadigungskommission unter Jelzin schildert in seinem bewegenden Anti-Kriegsroman das Schicksal hilfloser Kinder, die zwischen die Fronten geraten. Eindrücklich beschreibt er den quälenden Hunger und das Leid Unschuldiger. Navid Kermani würdigt den Schriftsteller, der selbst einige Jahre in Waisenhäusern verbracht hat, in seinem Nachwort. Der bereits 1981 erschienene Roman sensibilisiert für den russisch-tschetschenischen Konflikt. Er wurde neu überarbeitet und verdient unbedingt eine Wiederentdeckung.