Sieben Nächte
"Das hier schreibe ich aus Angst": So beginnt der schmale, aber höchst ambitionierte Debütroman des promovierten Altertumswissenschaftlers und Theaterredakteurs der FAZ Simon Strauss über seinen ebenfalls jungen Protagonisten in der Wohlstandskrise. Er hadert mit sich, den anderen, und der Phase seines Lebens, in der er sich gerade befindet, denn das Erwachsen-Sein erscheint nicht besonders erstrebenswert. So ergibt er sich der Tristesse und dem zynischen Jammern über das eigene Dasein. Da kommt der Fremde gerade recht, der ihm ein Happy End und die Rückkehr der Intensität verspricht, wenn er in sieben Nächten alle Todsünden begeht und ihm im Gegenzug all seine Erfahrungen nach jeder einzelnen Nacht genauestens schildert. Die Todsünden werden natürlich modern interpretiert und so schlägt sich der Protagonist in einem Steakrestaurant dekadent den Bauch voll, wettet sich um Kopf und Kragen beim Pferderennen, oder stürzt sich von einem Hochhaus. Ist am Ende der Kampf ums Gefühl gewonnen? - Der kurze Roman ist in die einzelnen Todsünden untergliedert und sprachlich besonders wortgewandt und ideenreich ausgeschmückt, ein besonderes Kleinod mit etwas viel Pathos, das erst für Büchereien mit großen Beständen interessant sein dürfte.
Carolin Ahrabian
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Sieben Nächte
Simon Strauss
Blumenbar (2017)
138 S.
fest geb.