Ministerium der Träume
Im Grundschulalter verlassen Nasrin und Nushin den Iran. Allein mit ihrer distanzierten und strengen Mutter landen sie im grauen Lübeck. Die Siedlung so trostlos wie die Menschen. Kaum volljährig zieht es die Schwestern nach Berlin. Der Vater, der die Familie aus Sorge vorgeschickt hat, kommt nie nach. Seine Hinrichtung lässt die Mutter noch verschlossener und härter werden, die Töchter noch mehr von der neuen Heimat entfremden. Eines Morgens überbringt die Polizei die Nachricht von Nushins Tod. Nushins Tochter Parvin bleibt bei der Nasrin in Berlin. An einen Autounfall glaubt Nasrin nicht. Stattdessen versucht Nasrin die Umstände aufzudecken, die zum Tod der Schwester geführt haben. - Die traumatisierende Schilderung rechter Gewalt ist ein sehr bedrückendes fiktionales Zeitzeugnis. Yaghoobifarah bedient sich in ihrem Romandebüt sehr zeitgeistiger Sprache, die verhindert, dass die Geschichte Tiefen entfaltet, und zugleich erschwert, der Erzählung zu folgen. Moderne, aktuelle Lektüre.
Christine Tapé
rezensiert für den Borromäusverein.
Ministerium der Träume
Hengameh Yaghoobifarah
Blumenbar (2021)
380 Seiten
fest geb.