Der Unterwasser-Schweißer
Jack arbeitet als Schweißer unter Wasser und repariert defekte Bohrtürme. Zu Hause wartet seine schwangere Frau auf die Geburt ihres ersten Kindes. Aber er kann sich nicht richtig auf sein Kind freuen und seine Frau dadurch auch nicht wirklich emotional unterstützen. Sie hat Angst um ihn wegen seiner gefährlichen Arbeit. Jack wird immer stärker in den Sog seines unverarbeiteten Traumas durch den Tod seines liebevollen, aber verantwortungslosen Vater gezogen. Die Zone des Unterwasser-Zwielichtes wird zum surrealen Schauplatz, der den Geist des Vaters wieder aufleben lässt. Wieder ist Vorabend zu Halloween, der Tag, an dem sein Vater bei einem Taucheinsatz ums Leben kam. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen vermitteln das Unheimliche, das sich in Jacks Seele breit macht. Nichts scheint ihn mehr an die reale Welt zu binden, bis er am Boden des Meeres die Taschenuhr findet. Ein Geschenk seines Vaters, das er aus Enttäuschung über dessen alkoholbedingte Unzuverlässigkeit ins Meer warf. Jetzt bekommt er die Chance, mit seinem Vater und sich selbst Frieden zu schließen und sich seinen Ängsten, selbst als Vater zu versagen, zu stellen. Gut gelungen ist die Umsetzung des Unterschieds von realer Oberwasser-Welt und der mystischen Unterwasserwelt durch den Wechsel der grafischen Mittel.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Unterwasser-Schweißer
Jeff Lemire
Hinstorff (2017)
220 S. : überw. Ill.
kt.