Herz der Finsternis
Die erschütternden Erlebnisse seiner Kongo-Reise fasste Joseph Conrad in seiner Novelle "Herz der Finsternis" zusammen, die hier als Graphic Novel adaptiert wurde. Conrad beschreibt die Verwüstungen, die der Kolonialismus in Belgisch-Kongo anrichtete, die Rassen-Ideologie der weißen Kolonialherren, die dumpfe Ergebenheit der farbigen Ureinwohner. Mit dem Elfenbeinhändler Kurtz schuf der Autor die Figur des fanatischen Herrenmenschen, der mit letzter Lebenskraft alle in den Abgrund reißen will. Die Darstellung der schwülen, aufgeladenen Atmosphäre gelingt hier kongenial, denn die Schwarz-Weiß-Zeichnungen geben die Lethargie und die Ausweglosigkeit aller Beteiligten wieder. Auf jeder Seite wird das Innenleben der Figuren ausgeleuchtet und der Schrecken über das Erlebte in düsteren Szenen festgehalten. Wie ein schwerer Schleier legt sich das Grauen über die collagehaften Bilder. Leser und Betrachter werden mit Szenen konfrontiert, vor denen sie die Augen verschließen möchten. Conrads Erzählung wird in ein Netz aus Andeutungen, Ahnungen und Lichtlosigkeit gewebt, die der Geschichte ein Mehr an ästhetischer Erfahrung gibt.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Herz der Finsternis
nach der Romanvorlage von Joseph Conrad. Ill. von Catherine Anyango. Textadaption von David Zane Mairowitz
Hinstorff (2018)
[o.P.] : überw. Ill.
kt.