Martin Luther

Andreas Venzkes Buch über Luther ist im Wesentlichen eine Überarbeitung und Ergänzung seines Buches "Luther und die Macht des Wortes" aus dem Jahr 2007 (BP 08/139), es hebt sich aber von vergleichbaren Veröffentlichungen ab. Es ist spannend und verständlich erzählt und zeigt den Reformator ohne Idealisierung. Erzählerisch wählt der Autor einen ständigen Perspektivenwechsel. Er lässt Martin Luther aus der Ich-Perspektive von seiner Kindheit, der schweren Schulzeit, von den Auseinandersetzungen mit seinem Vater, von seiner Angst vor einem strafenden Gott, von seiner Zeit im Kloster, seinem Auftritt vor dem Reichstag zur Worms und seinem weiteren (Familien-)Leben erzählen. Dazwischen kommt jeweils ein Kapitel mit historischen Informationen, zum Beispiel zum Schul- und Lehrsystem im Mittelalter, mittelalterlichen Glaubensfragen, von Reichstagen und Konzilen, vom Klosterleben, zur Luther-Bibel oder von der verworrenen politischen Lage vor 500 Jahren. So kann der Leser oder die Leserin nachvollziehen, wie sich Luthers Lebensweg entfaltet hat. Dabei werden auch Luthers Aufrufe an die Fürsten, auf brutalste Weise gegen die aufständischen Bauern vorzugehen zur Sprache gebracht. Originalzitate aus Luthers Schriften, in denen er empfiehlt, dass die Aufständischen wie tolle Hunde totzuschlagen seien, werden wiedergegeben. Ebenso wird Luthers Judenhass thematisiert. Andreas Venzke würdigt Martin Luther dennoch als einen großen Reformator, der die Bibel und den Glauben für Christen zum Mittelpunkt des Lebens erklärt hat. Im mittleren Teil des Buches zeigen Farbbilder eindrücklich etwas über Luther und seine Zeit, im hinteren Teil gibt es eine Zeittafel, Luther-Worte und ein Glossar. Klaus Puths schwarzweiße Illustrationen im Text werden Jugendliche besonders ansprechen. Gerne empfohlen.