Die Unvollkommenen

Als Jugendliche hat Lila die Revolutionsgarden gegründet, um gegen die herrschende Optimalwohlökonomie vorzugehen, die Wohlstand durch strenge persönliche Reglementierungen verspricht. Lila kommt in die "Verwahrung", wo sie für fünf Jahre in einen Die Unvollkommenen Tiefschlaf versetzt wird. Als sie wieder erwacht, hat sich die Situation verschlimmert. Androiden und Drohnen kontrollieren die Menschen. Hinzu kommt, dass das Bewusstsein Samson Freitags, mit dem Lila einst befreundet war, nach seinem Tod in einen speziellen Roboter implantiert wurde. Nun hat Samson für alle mit ihm vernetzten Menschen eine Art Gottstatus. Lila wird zum Spielball verschiedener Mächte, die das Ziel haben, Samson zu stürzen. - Das Buch reiht sich ein in eine ganze Reihe von Neuerscheinungen zum Thema Künstliche Intelligenz (KI), wie z.B. McEwans "Maschinen wie ich" (BP/mp 19/702), und erinnert an Moinis "Der Würfel" (Rezension nur online, MedienNr. 597893), erweitert das Thema Kontrolle durch Wohlstand (siehe auch Hart, Der Store, in diesem Heft) aber um weitere ethisch-religiöse Fragen. Hannigs Figuren sind durchaus vielschichtig gezeichnet, allerdings ist die Geschwindigkeit, in der Samson als Gott installiert wurde (fünf Jahre), nicht ganz glaubwürdig. Die Art und Weise wie die Autorin ihre komplexe Welt nach und nach entschlüsselt und die Verschmelzung von biologischem und technischem Leben thematisiert, macht das Buch zu einer spannenden Lektüre.

Walter Brunhuber

Walter Brunhuber

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Unvollkommenen

Die Unvollkommenen

Theresa Hannig
Bastei Lübbe Taschenbuch-Verl. (2019)

Bastei-Lübbe-Taschenbuch ; 20947
398 S.
kt.

MedienNr.: 598953
ISBN 978-3-404-20947-7
9783404209477
ca. 10,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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