Einmal noch Marseille
Björn Kern lässt seinen Ich-Erzähler vom langsamen Abschiednehmen der Mutter berichten. Sie leidet an einer unheilbaren Nervenkrankheit, die sie allmählich immer stärker behindert. Noch einmal will sie nach Marseille fahren, was die letzte größere Reise ihres Lebens sein wird. Nur eine Episode neben anderen, etwa dem Besuch eines Restaurants, versehen mit allen denkbaren Mühen und Hindernissen. Vater und Sohn versuchen das Leben der früher heiteren und lebenslustigen Mutter mit allen Möglichkeiten der Technik zu erleichtern und zu verlängern. Wie sehr die Krankheit den Alltag bestimmt, welchen psychischen und physischen Belastungen die Familie ausgesetzt ist, erzählt Kern ohne Sentimentalitäten. Ein Buch, das dazu anregt nachzudenken, wie weit die Medizintechnik gehen darf, welche lebensverlängernden Maßnahmen erlaubt sind, was man von einer Familie, die Kranke pflegt, verlangen kann. Kein Buch, das man nebenbei liest, aber für alle Büchereien sehr zu empfehlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Einmal noch Marseille
Björn Kern
Beck (2005)
124 S.
fest geb.