Die Ära der Ökologie
Dass "grüne" Themen im Trend der Zeit liegen, ist nicht erst seit den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und dem demoskopischen Höhenflug der Partei offenkundig. Doch wie steht es eigentlich um die Wurzeln dieser Bewegung? Diese waren bislang auch in der Fachliteratur nur bedingt greifbar. Joachim Radkau hat nun eine materialreiche und umfangreiche Weltgeschichte der Ökologie geschrieben, die kaum Wünsche offen lässt und den Leser über weite Strecken in ihren Bann zieht; nicht zuletzt auch deshalb, weil er neben den vielen verschiedenen Initiativen weltweit auch die Protagonisten der Bewegungen in Biogrammen skizziert, es "menscheln" lässt. Seit vier Jahrzehnten hat der Historiker teils weit verstreutes und entlegenes Material zusammengetragen; und auch wenn er selbst unverhohlen mit der Bewegung sympathisiert, verliert er gleichwohl nie die kritische Distanz zu seinem Thema. So kann er zeigen, dass die Anfänge eines Naturbewusstseins bereits im ausgehenden 18. Jh. zu suchen sind, eine globale Bewegung allerdings erst im 20. Jh., die ökologische Revolution sogar erst seit den 1970er Jahren, entstehen konnte. Die Umweltbewegung ist für Radkau auch die prägende Bewegung des gesamten Zeitalters, weshalb er von einer "Ära der Ökologie" spricht. Und obgleich der umfangreiche Band Handbuchdimensionen wie -qualitäten aufweist, eignet er sich auch bestens als durchgängige, überaus lehrreiche Lektüre. Schon jetzt ein Standardwerk!
Bernhard Lübbers
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Ära der Ökologie
Joachim Radkau
Beck (2011)
782 S. : Ill.
fest geb.