Das Rätsel der Donauzivilisation
Der Sprach- und Kulturwissenschaftler H. Haarmann erläutert die in den letzten Jahrzehnten durch archäologische Funde untermauerte These, es habe im Donau-Balkan-Gebiet eine hoch entwickelte Zivilisation gegeben, die wesentlich älter sei als die Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten. So tauchten z.B. Fundstücke mit Schriftzeichen auf, die späteren Kulturen als Anregung dienten. Grabungen brachten ebenso Belege für Großsiedlungen - laut Autor die ältesten, durchgängig bewohnten Orte Europas -, für technische Verfahren (Metallschmelze, Keramikherstellung), für handwerkliche Geräte (Töpferrad, Webstuhl) sowie für künstlerische Produkte (Schmuck, Figurinen) zutage. Aber nicht nur Schriftzeichen und durch Handelswege weitverbreitete Objekte beweisen den hohen Entwicklungsstand und Einfluss auf nachfolgende Kulturen, sondern auch religiöse und mythische Vorstellungen, die von anderen - besonders der griechischen Mythologie - aufgenommen wurden. Haarmann beendet seine detailliert und überzeugend vorgebrachte Argumentation mit der Aufforderung, "der Donauzivilisation ihren berechtigten Platz im Gesamtbild der Antike einzuräumen". - Überraschende Einsichten für einen besonders interessierten Leserkreis!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Rätsel der Donauzivilisation
Harald Haarmann
Beck (2011)
Beck'sche Reihe ; 1999
286 S. : zahlr. Ill., graph. Darst. und Kt.
fest geb.