Der Aufstieg der Quandts

Die Familie Quandt ist eine der einflussreichsten und diskretesten Unternehmerdynastien in Deutschland. Am bekanntesten ist heute ihre Mehrheitsbeteiligung am bayerischen Autobauer BMW. 2007 erregte ein Fernsehfilm Aufsehen, der sich sehr kritisch Der Aufstieg der Quandts mit der Rolle der Quandt-Gruppe im Dritten Reich auseinandersetzte. In der Folge davon beauftragte die Familie den Bonner Historiker Scholtyseck mit einer wissenschaftlichen Untersuchung über das Familienunternehmen und öffnete dafür erstmals das Familienarchiv. Im Zentrum der Darstellung steht der Patriarch Günter Quandt, der bereits in 20er Jahren begann, das frühere Textilunternehmen gründlich umzubauen und in die Schwerindustrie zu investieren. Der Unternehmer nützte die Zwangsarisierung von Unternehmen aus und machte lukrative Geschäfte mit Rüstungsgütern, um das Vermögen der Quandt-Gruppe zu mehren. In den Firmen des Quandt-Imperiums schufteten Zwangsarbeiter und verloren dort Gesundheit und Leben. - Scholtyseck gelingt ein exemplarisches Lehrstück der Wirtschafts- und Sozialgeschichte vom Kaiserreich bis ins Jahr 1954 auf fast 1200 Seiten (davon allein 350 Seiten Quellen und Anmerkungen), das besonders durch seine gute Lesbarkeit besticht. Die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle Günter Quandts und einiger leitender Mitarbeiter seiner Firmen ist für die Familie nicht schmeichelhaft, wird aber dort anerkannt. Die Quellen wurden inzwischen für weitere Forschungen durch die Überführung in das Hessische Wirtschaftsarchiv öffentlich zugänglich gemacht. Für größere Bestände sehr empfehlenswert.

Marion Sedelmayer

Marion Sedelmayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Aufstieg der Quandts

Der Aufstieg der Quandts

Joachim Scholtyseck
Beck (2011)

1183 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 352187
ISBN 978-3-406-62251-9
9783406622519
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So, Ge
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