Nofretete
Wohl niemand, der vor der Büste von Nofretete steht, kann sich der Faszination entziehen, die von ihrer makellosen Schönheit, ihrer edlen Würde und Anmut ausgeht. Seit diese Skulptur vor beinahe 100 Jahren im Schutt von Tell-el-Amarna an der Ostseite des Nil gefunden wurde, steht sie im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Forschung, aber auch der Märchen- und Mythenbildung, denn die Fragen, wer diese Frau war, woher sie stammte und weshalb ihr Name in späteren Quellen nicht mehr zu finden ist, konnten nur lückenhaft beantwortet werden. Der Ägyptologe H.A. Schlögl belegt nun aufgrund neu ausgewerteter archäologischer Funde, altägyptischer literarischer Texte und humangenetischer Untersuchungen (DNS-Analyse der Mumien) Herkunft, Familienverhältnisse und verwandtschaftliche Beziehungen Nofretetes und kann so ihre Rolle als Gemahlin, Mutter und Mitregentin des Pharao Amenophis IV. - Echnaton neu interpretieren. Anschaulich schildert der Autor, wie das Herrscherpaar gemeinsam dem ägyptischen Volk eine neue Religion und ihre praktische Umsetzung verordnete, in der Aton als einziger Gott die Welt beherrschte, sie mit Licht durchdrang, Leben spendete und der sich allein dem Pharao offenbarte, der sich als Gottessohn sah, während Nofretete als Mittlerin und Schutzgottheit wirkte. - Spannend und informativ! Ab mittleren Beständen.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Nofretete
Hermann A. Schlögl
Beck (2012)
Beck'sche Reihe ; 2763 : Wissen
128 S. : zahlr. Ill., Kt.
kt.