Peehs Liebe

Rosarius, Sohn der leichtgläubigen Kathy, beginnt erst im Alter von 23 Jahren zu sprechen, war lange Zeit kleinwüchsig und galt in seiner Umgebung als schwachsinnig. Um ihn herum leben Menschen, die meist eine Macke und wenig Gespür für den Mitmenschen Peehs Liebe haben. Das Geschehen spielt in Kall, einem Ort in der Eifel, vom Ende der 30er Jahre bis ins Jahr 2012. Als der geistig behinderte Rosarius wegen einer Tätlichkeit in ein Heim gebracht wird, reißt er aus und ist ein Jahr lang in Zügen auf der Flucht. Als Kind hatte mit ihm ein Mädchen namens Petra gespielt, die er nur Peeh nennen kann. Die Liebe zu ihr beschäftigt ihn sein ganzes Leben. Er glaubt schließlich, seine Pflegerin im Altenheim namens Annie sei diese Peeh. - Das Geschehen dieses kurzen Romans erfährt der Leser in meist sehr kurzen Abschnitten aus der wechselnden Perspektive eines Erzählers oder der Hauptperson Rosarius und in zeitlich unterschiedlicher Folge; deshalb findet man erst allmählich in das Romangeschehen hinein. Drucktechnisch abgehoben sind kurze Berichte über die Stationen eines Archäologen, der im Wüstensand nach den Spuren römischer Straßen forscht. Er soll der Vater von Rosarius sein. - Der Autor, ein Systemprogrammierer, hat sich mehrfach der "kleinen Welt" der Eifel zugewandt. Es gelingt ihm, sich in einen Behinderten hineinzuversetzen. Die anderen Figuren bleiben dagegen eher blass und schematisch, so Annie als Frau mit unerfüllter Liebessehnsucht, der Frauenheld und Hausierer Vicentini oder der skurrile Schatzsucher Strohwang. Zu den erzählerischen Versatzstücken zählen Nazivergangenheit und ein bisschen Sex. Die eingefügten Zitate aus Hölderlins Roman "Hyperion" wirken aufgesetzt. Eher für große Bestände.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Peehs Liebe

Peehs Liebe

Norbert Scheuer
Beck (2012)

222 S.
fest geb.

MedienNr.: 572962
ISBN 978-3-406-63949-4
9783406639494
ca. 17,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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