Kleine Geschichte Brasiliens
Der Band bietet auf engem Raum einen Überblick von den vorkolonialen Kulturen bis zum Aufstieg Brasiliens zum Global Player. Dabei werden den chronologisch gegliederten Ausführungen über macht-, staats- und parteipolitische Ereignisse jeweils Auskünfte über wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse zugeordnet. Am Beispiel der Zusammensetzung der brasilianischen Bevölkerung erkennt man die Vielzahl der aufbereiteten Fakten: Die indigene Bevölkerung wurde oftmals vertrieben und dezimiert. Unterdessen erfolgte die europäische Einwanderung nur zögerlich und beschleunigte erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Als zahlenmäßig stark gilt die "Einfuhr" afrikanischer Sklaven; Brasilien war das letzte Land des Subkontinents, das die Sklaverei abschaffte. Bei den rassentheoretischen Debatten des frühen 20. Jahrhunderts bezeichneten liberale Stimmen die schon während der Kolonialzeit begonnene ethnische Durchmischung als positives "Alleinstellungsmerkmal" des Landes. Auch der Unabhängigkeitsprozess gestaltete sich in Brasilien anders als im restlichen Amerika. Gründe hierfür waren unterschiedliche regionale Identitäten und eine jahrzehntelange Übergangsphase, in der das Land ein Kaiserreich war, bevor eine republikanische Staatsform mit demokratischen Elementen Einzug hielt. Aufschlussreich sind auch die Abschnitte über die autoritäre Phase des "Estado Novo" (1930-45) und die Militärdiktatur (1964-85), ferner der Blick auf weiterhin ungelösten Problemen wie Gewalt, Armut und Umweltzerstörung. - Das kleine landeskundliche Buch sei allen Beständen empfohlen.
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.
Kleine Geschichte Brasiliens
Stefan Rinke ; Frederik Schulze
Beck (2013)
Beck'sche Reihe ; 6092
232 S. : Kt.
kt.