Dr. Oetker und der Nationalsozialismus 1933-1945
Die Dr. August Oetker KG hat ihre Archive geöffnet und ein Forschungsprojekt zur Firmengeschichte in der NS-Zeit ermöglicht, dessen Ergebnisse jetzt in Buchform vorliegen. Schwerpunkte der Studie bilden biographische Skizzen der Persönlichkeiten, die während des Dritten Reiches und nach 1945 die Geschicke des Unternehmens leiteten: Richard Kaselowsky und Rudolf-August Oetker. Die Familie und die Firma Oetker in Bielefeld waren Stützen der NS-Gesellschaft, suchten die Nähe des Regimes und profitierten von dessen Politik (z.B. durch die "Arisierung" jüdischer Betriebe). Dr. Oetker gehörte zu den ersten Firmen, die von Adolf Hitler persönlich als sog. NS-Musterbetriebe ausgezeichnet wurden. Die Oetker-Geschichte zeigt beispielhaft die Symbiose von Wirtschaftsunternehmen und Terrorregime, die Elitenkontinuität zwischen Drittem Reich und Bundesrepublik sowie das Fortwirken der alten Netzwerke über den politischen Systemwechsel hinaus. Rudolf-August Oetker führte das erfolgreiche Familienunternehmen nach geglückter Entnazifizierung (Einstufung als "unbelastet") zu einem rasanten Wiederaufstieg nach der Währungsreform.- Die auch für Laien gut lesbare, lehrreiche Studie eignet sich gut für ausgebaute Bestände.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Dr. Oetker und der Nationalsozialismus 1933-1945
Jürgen Finger ; Sven Keller ; Andreas Wirsching
Beck (2013)
624 S. : Ill.
fest geb.