Der Geschmack von Asche

"Dies ist ein zutiefst subjektives Buch ... aus der Perspektive einer jungen Amerikanerin, die in eine völlig fremde Welt eintaucht und versucht, hinter die dunklen Geheimnisse der polnisch-jüdischen Beziehungen zu dringen" (S. 363). Als Studentin Der Geschmack von Asche kommt die Autorin erstmals 1993 nach Prag, fasziniert von Václav Havel und der "Samtenen Revolution". Während ihrer weiteren Aufenthalte, vor allem in Tschechien und Polen, betreibt sie Archivstudien und führt Gespräche mit zahlreichen Zeitzeugen: mit Ausschwitz-Überlebenden (A. Lustig), Widerstandskämpfern (M. Edelman, W. Bartoszewski), Kindern von Opfern stalinistischer Schauprozesse, Dissidenten (J. Urban, A. Michnik). Die amerikanische Historikerin, inzwischen Professorin an der Yale-University, erzählt viele Einzelschicksale im Schatten Hitlers und Stalins. Es geht um Intellektuelle, ihre Ideen und deren Scheitern angesichts der realen Welt. Bei allem Erzähltalent kommt die historische Analyse zu kurz, mischt sich Wichtiges mit Unwichtigem, verliert sich Politisches im Privaten. Der im Verlaufe des Buches sich zunehmend verengende Blickwinkel auf die "polnisch-jüdischen Beziehungen" (s.o.) irritiert den Leser, der Aufschluss über die Verhältnisse im postkommunistischen Osteuropa erwartet. - Dieses erweiterte Reisetagebuch eignet sich für geduldige Leser mit einem besonderen Interesse an dem Schicksal der Intellektuellen in Polen und Tschechien unter dem Einfluss von Nationalsozialismus und Kommunismus.

Johann Book

Johann Book

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Geschmack von Asche

Der Geschmack von Asche

Marci Shore
Beck (2014)

375 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 577752
ISBN 978-3-406-65455-8
9783406654558
ca. 9,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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