Das Theater der Gegenwart

Der Theaterwissenschaftler Englhart führt in die neuere deutsche Theatergeschichte ein. Insofern ist der Titel "Theater der Gegenwart" etwas unpräzise, denn es geht zum einen um die Theatergeschichte seit den 1960er Jahren und zum anderen allein Das Theater der Gegenwart um das Theatergeschehen der Bundesrepublik. Unter den im Anhang aufgelisteten 31 "exemplarischen Inszenierungen" ist so auch keine Inszenierung von DDR Bühnen, wohl aber je zwei aus Österreich und der deutschsprachigen Schweiz vertreten. Die Liste ist zudem dürftig, da neben der Regie anderen Angaben zur Inszenierung (Bühnenbild, Hauptdarsteller, Anzahl Vorstellungen/Besucher) fehlen und damit die Dominanz des Regietheaters, das doch gerade seit den 1990er Jahren seine Allmacht verloren hat, wieder evoziert wird. Englhart geht es jedoch mehr um eine geistesgeschichtlich ästhetische Entwicklung des Sprechtheaters, die er mit Beobachtungen aus dem theaterpraktischen Feld verbindet. Der Überblick ist konzis gehalten, schlüssig in der Darlegung, aber aufgrund der ästhetisch theater-zentrierten Sicht nicht unumstritten. Ein Eingehen auf die Theaterpolitik der Kommunen und Länder in Deutschland etwa fehlt hier ebenso wie eine gründliche Auseinandersetzung mit der Umstrukturierung, die Wende und Wiedervereinigung dem Theater insbesondere in den neuen Bundesländern brachten. Fotos und ein die Theatergeschichte leichter erschließender Apparat für den Leser wären zudem wünschenswert. Als erster Überblick geeignet, dem Theatergänger aber womöglich zu dürftig, sei das Buch größeren Beständen empfohlen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Theater der Gegenwart

Das Theater der Gegenwart

Andreas Englhart
Beck (2013)

Beck'sche Reihe ; 2779 : Wissen
128 S.
kt.

MedienNr.: 576116
ISBN 978-3-406-65476-3
9783406654763
ca. 8,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Mu
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