Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters

So realistisch, so lebendig, so anschaulich, so echt wie in dieser kenntnisreichen und gut erklärten Darstellung von Arnold Esch, Historiker und langjähriger Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom, ist man den Menschen des Spätmittelalters Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters selten begegnet, denn hier trifft man nicht auf unpersönliche Schriftzeugnisse hochgestellter Personen, sondern auf Bittgesuche einfacher Leute, die sich (von 1439 bis 1484) an den Papst wegen eines wichtigen Anliegens oder eines schuldhaften Vergehens wandten. Diese um Absolution, Dispens oder Lizenz ersuchenden Schreiben, aufbewahrt im seit 1983 der Forschung zugänglichen Archiv der Apostolischen Pönitentiarie (zuständig bei Verstößen gegen das Kirchenrecht), sind naturgemäß kein Garant für absolute Objektivität, denn die Antragsteller rücken ihre eigene Position ins rechte Licht, verschlimmern ursächlich belastende Umstände und zu erwartende Folgen. Dennoch geben die einzelnen Schicksale durch die Unterschiedlichkeit der persönlich erlebten Probleme (z.B. Familie, Liebe, körperliche und seelische Mängel, Streitigkeiten), der Berufs-und Standesgruppen (u.a. Kleriker, Laien, Mönche, Soldaten) sowie des politischen und gesellschaftlichen Umfelds (z.B. Magie, Häresie, Hexen, Dämonisierung, Umgang zwischen Christen und Muslimen, Entdeckungen, Piraterie, Pilgerfahrten) ein differenziertes, eindringliches, auch Tabuthemen aufgreifendes Bild jener Epoche. Trotz der Materialfülle gut und spannend zu lesen!

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters

Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters

Arnold Esch
Beck (2014)

543 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 578766
ISBN 978-3-406-66770-1
9783406667701
ca. 29,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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