Mit einer Art von Wut

Kann man in Goethes Leben noch neue Gesichtspunkte entdecken? Der Journalist Gustav Seibt hat schon die kurze Begegnung Goethes mit Napoleon untersucht und wendet sich nun dessen Erlebnis der Belagerung von Mainz zu, das von französischen Revolutionstruppen Mit einer Art von Wut besetzt war und von diesen Fremden eine demokratische Verfassung erhielt. Nach dem Sieg deutscher, vor allem preußischer Truppen und einem Kontingent aus Weimar erlebte Goethe, wie so manche Mainzer an den "Clubbisten" und Kollaborateuren Rache übten. Goethes stille Sympathie mit den Motiven der "Volksjustiz" und zugleich sein (im Rückblick vielleicht sogar erfundenes) mutiges Einschreiten gegen den Pöbel, der einen achtbaren Architekten lynchen wollte, formt Seibt zu einer Haltung des konservativen Staatsmannes, dem Gerechtigkeit ganz wichtig und dem Mitgefühl nicht fremd ist. Dabei werden natürlich alle anderen Äußerungen Goethes zum Thema Französische Revolution einbezogen. Interessant sind die Texte und Bilder, die die revolutionäre Atmosphäre der Zeit einfangen und die kurzlebige Mainzer Republik 1793/94 und die Belagerung der Stadt ins Bewusstsein rufen. Ein umfangreicher Anhang mit dem kurzen literarischen Text Goethes "Belagerung von Maynz" sowie mit Anmerkungen, Registern und Literaturverweisen rundet die Darstellung ab.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Mit einer Art von Wut

Mit einer Art von Wut

Gustav Seibt
Beck (2014)

247 S. : Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 578760
ISBN 978-3-406-67055-8
9783406670558
ca. 9,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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