Rudolf Borchardt

Adorno hat ihn geschätzt, Walter Benjamin hat vor ihm gewarnt, Martin Walser und Botho Strauß haben ihn wiederentdeckt: Rudolf Borchardt (1877-1945), einen schon zeitlebens ebenso umstrittenen, über- wie unterschätzten Dichter. Hochgebildet und Rudolf Borchardt überaus ehrgeizig hat sich Borchardt auf exklusiven Feldern in Position gebracht: als Übersetzer Dantes, als nationalkonservativer Deutschland-Essayist mit liberalen Ansichten, als anspruchsvoller Sonettschreiber, als italienkundiger Städte- und Gartenliebhaber. Peter Sprengel führt ausführlich in die Lebens- und Schreibzusammenhänge ein, ohne die Zerreißproben zu verschweigen. Borchardt hat seine jüdische Herkunft abgelehnt und mit seinem Fremdbild in der Literatur seiner Zeit so sehr gehadert, dass er sich dazu hinreißen ließ, einen Brief des Latinisten Leo - seines Lehrers - an sich selbst zu fälschen und an seinen Freund Hofmannsthal zu senden. Sprengel hat für seine Biografie den Borchardt-Nachlass intensiv ausgewertet und ein Buch vorgelegt, das neugierig macht auf einen immer noch verkannten großen Dichter der Deutschen. Für größere Bestände.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Rudolf Borchardt

Rudolf Borchardt

Peter Sprengel
Beck (2015)

504 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 582421
ISBN 978-3-406-68207-0
9783406682070
ca. 14,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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