Luther, der Ketzer

Das Werk von Volker Reinhardt ist ein Versuch, ein realistisches - oder wie der Autor es formuliert ein "gleichberechtigtes" (S. 15) - Bild des Reformators Martin Luther zu zeichnen. Dazu versucht er die Positionen beider Seiten, sowohl der Protagonisten Luther, der Ketzer aus Rom als auch derer aus Wittenberg gleichermaßen zu betrachten. Interessanterweise bringt diese Gegenüberstellung altbekannte Argumentationsmuster zu Tage, die auch heute noch verwendet werden: Beispielsweise, wenn es um die Verschwendungssucht der Südländer geht, dem der geldgierige und barbarische Deutsche entgegensteht. Dem Professor für neuzeitliche Geschichte gelingt es dabei, aus der Masse an Werken zum Reformations-Jubiläum 2017 herauszustechen. Denn er zeichnet ein differenziertes Bild des Reformators, das sich nicht übermäßig von der Wirkungsgeschichte der Kirchenspaltung beeinflussen lässt. Dazu werden viele, zum Teil bisher wenig beachtete Quellen bemüht, sodass die Auseinandersetzungen zwischen Reformator und Papst sehr eindrücklich beschrieben werden. Dabei wird auch offenbar, dass diesem Streit weniger theologische Differenzen zugrunde lagen, als unterschiedliche weltliche Auffassungen. Für alle Bestände geeignet.

Sebastian Heuft

Sebastian Heuft

rezensiert für den Borromäusverein.

Luther, der Ketzer

Luther, der Ketzer

Volker Reinhardt
Beck (2016)

352 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 584616
ISBN 978-3-406-68828-7
9783406688287
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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