Südosteuropa
Marie-Janine Calic, Professorin für die Geschichte Ost- und Südosteuropas an der Münchener Universität, liefert kenntnisreich eine Fülle von geschichtlichem, politischem, religionsgeschichtlichem, ökonomischem Material, um die Geschichte Südosteuropas unter innovativen Argumenten zu betrachten, neue Einsichten zu geben und zur Weiterforschung anzuregen. Ihr Ziel ist es, eine plastische Globalgeschichte zu schreiben und damit eine neue Basis für die politische Auseinandersetzung und aus der zeitlichen Distanz für die historische Betrachtung zu liefern. Der Globalisierungsprozess gewann nach dem Fall des Kommunismus eine ganz neue Qualität. Die Transformation der sozialistischen Systeme nach den global geltenden Prinzipien von Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung musste in jedem Land unterschiedlich geleistet werden. Da die Westbalkanstaaten alle im Beitritt zur EU heute ihre oberste Priorität sehen, der nationale Vorbehalte untergeordnet werden, kommt auch auf uns in Europa eine große Verantwortung zu. Es ist jetzt schon zu erkennen, dass auch in der Zukunft der Wiederaufbau und die Kulturförderung als Korrektiv zur Re-Islamisierung dringend erforderlich sind, wenn die grenzenlose Integration nach Europa gelingen soll. Umfangreich ist der Anhang des Buches: Anmerkungen, Literaturnachweise, Glossar und Zeittafel, Register und informatives Kartenmaterial umfassen 100 Seiten. Größere Bestände sollten dieses herausragende Werk mindestens aus zwei Gründen aufnehmen: Zum einen liest sich dieses anspruchsvolle Buch trotzdem leicht und wirklich interessant, zum anderen aber müssen wir uns mit dieser Region heute intensiv befassen.
Armin Jetter
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Südosteuropa
Marie-Janine Calic
Beck (2016)
704 S. : Ill., Kt.
fest geb.