Taxi am Shabbat

Die beiden Autoren, erfahrene und kompetente Journalisten, berichten von ihren Reisen in sieben postkommunistische Länder Osteuropas zu früheren Zentren des osteuropäischen Judentums. In zahlreichen ausgiebigen Gesprächen, vor allem mit jüdischen Taxi am Shabbat Überlebenden des Holocaust, ließen sie sich erzählen von den schrecklichen Leiden unter den Nationalsozialisten und deren einheimischen Helfern, von ihrem knappen Überleben und den psychischen Folgen bis heute. Dem Leser wird deutlich, dass die Befreiung durch Russland und die Kommunisten zwar zu einem kurzen Tauwetter führte, die Bestrafung der Helfershelfer der Nazis aber meistens ausblieb, weil der Antisemitismus in Osteuropa keineswegs 1945 verschwunden war. Vielmehr kam es zu einem Rechtsruck, der die überlebenden und in ihre Heimat zurückgekehrten Juden zwar nicht ermordete, aber immer wieder ausgrenzte. Das hatte zur Folge, dass sehr viele nach Israel und in die USA auswanderten oder sich in der Heimat assimilierten, indem sie ihr Jüdischsein höchstens im Verborgenen leben. Neben den Gesprächen über persönliche Schicksale wird immer wieder Geschichtliches angesprochen, so die Rolle Lembergs oder Krakaus unter den Habsburgern, die Teilungen Polens, der Hitler-Stalin-Pakt und die gegenwärtigen Probleme in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. - Die Zahl der Juden in Osteuropa ist enorm geschrumpft, aber von den letzten Juden Osteuropas zu sprechen, ist vielleicht doch zu pessimistisch. - Das Buch schließt jedenfalls eine beklagenswerte Lücke unseres Wissens über das osteuropäische Judentum. Die Einstellung ist allen Büchereien zu empfehlen.

Hans Niedermayer

Hans Niedermayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Taxi am Shabbat

Taxi am Shabbat

Eva Gruberová. Helmut Zeller
Beck (2017)

271 S. : Ill.
kt.

MedienNr.: 870983
ISBN 978-3-406-71297-5
9783406712975
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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