Geheimes Deutschland

Der charismatische Dichter Stefan George (1868 - 1933) und sein "Kreis" junger Männer stifteten 1910 die Idee von einem verschütteten "Geheimen Deutschland", das die Basis für ein neues Reich werden sollte. Was damals eine beträchtliche Faszination Geheimes Deutschland hervorrief, stieß später eher auf politisch-moralische Ablehnung. Der Heidelberger Literaturwissenschaftler Helmuth Kiesel, der die Auswahl besorgte und ein erhellendes Nachwort beisteuerte, will mit seiner Anthologie anlässlich des 150. Geburtstages des "Meisters" diese Komponente seines Schreibens "kontextbewusst erneut zur Debatte stellen". Stefan George sprach mehrere Sprachen und schrieb seine ersten Gedichte auf Französisch. Erst 1893 entschied er sich für die deutsche Sprache. Mit dem Anspruch, sie als Dichtersprache zu erneuern, benutzte er sie als Kunstsprache. Und das merkt man den Gedichten an: Sie reizen zum lauten Lesen, was ihre Sprachmacht und ihren Rhythmus zur Geltung bringt. Doch nicht nur die Setzung ohne Kommata und in Kleinschreibung lässt den Lesefluss immer wieder stocken, was zum langsamen Lesen zwingt. Man muss sich die Gedichte erarbeiten. - Der Band ist eher für Spezialisten und für ausgebaute Lyrik-Bestände geeignet.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Geheimes Deutschland

Geheimes Deutschland

Stefan George
Beck (2018)

C.H. Beck : textura
155 S.
kt.

MedienNr.: 593549
ISBN 978-3-406-72014-7
9783406720147
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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