Leonardo da Vinci
Biographien über Leonardo da Vinci (1452-1519) gibt es immer wieder neue. Diesmal wagt sich ein Historiker an das Thema, der von den Notizbüchern und anderen schriftlichen Quellen ausgeht und so gängige Mutmaßungen und Hypothesen "einer rein stilimmanenten kunsthistorischen Leonardo-Forschung" in Frage stellt, wenn nicht gar als Mythen entlarvt. Zugleich arbeitet der Autor heraus, dass Leonardos Schriften zu Natur und Malerei eine Antwort auf permanente Demütigungen, ja, wütende Entwürfe gegen seine Zeit sind: gegen die wort- wie antikenverliebten Humanisten, gegen die naturfeindlichen Theologen oder gegen die Geheimwissen vorgaukelnden Alchemisten. Damit wird Leonardo nicht nur wieder mehr als sperriger Außenseiter oder auch Nicht-Christ herausgestellt, sondern zudem als ein Mensch, der lebenslang konsequent an seinem Image feilte, der Welt ein Rätsel bzw. erster Wahrheitssucher (vgl. Untertitel) zu sein, der die bequemen Scheingewissheiten seiner Zeit hinter sich gelassen hat. - Eine anregende neue Sichtweise zu einer großen Persönlichkeit, die viele Leser/innen interessiert.
Lothar Altmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Leonardo da Vinci
Volker Reinhardt
Beck (2018)
383 S. : Ill. (farb.), Kt.
fest geb.