Leben mit den Göttern
Jede uns heute bekannte Gesellschaft kannte die religiöse Verehrung von einem oder mehreren Göttern und wurde von diesem Glaubensritus maßgeblich geprägt. Auch heute noch, in einer vermeintlich säkularen Gesellschaft, bestimmen religiöse Vorstellungen unser Leben, man denke nur an die Zeitrechnung beginnend bei Christi Geburt. Anhand unterschiedlicher Gegenstände und Objekte veranschaulicht der Kunsthistoriker Neil MacGregor diese jahrtausendealte Verbindung von Mensch und Religion. Dabei geht es um die zentrale Frage, welchen Einfluss die Religion auf die Gesellschaft zur jeweiligen Zeit hatte. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Bedeutung von Religion für den Menschen ist der Löwenmensch von Ulm. Dies ist eine aufwendige Elfenbeinschnitzerei, die vor 40.000 Jahren entstanden ist. Es dürfte etwa 400 Arbeitsstunden gedauert haben, diese Fantasiefigur herzustellen. Zeit, die im täglichen Überlebenskampf in der Steinzeit sehr kostbar gewesen ist, und dennoch wurde jemand mit der Fertigung dieser religiösen Figur betraut. MacGregor gelingt es, anhand solcher Geschichten in dem opulent bebilderten Werk lebhaft und anschaulich über die Verbindung von Menschen und ihren Göttern zu berichten und lässt das Buch nicht als reinen Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Londoner British Museum wirken. Für größere Bestände.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.
Leben mit den Göttern
Neil MacGregor
Beck (2018)
544 S. : zahlr. Ill. (farb.)
fest geb.