Das Bauhaus

Das Bändchen des Architekturhistorikers Nerdinger widmet sich der Geschichte eines der für die Moderne einflussreichsten Bau- und Gestaltungsimpulse. Im Zentrum des Überblicks steht das Bauhaus als Lehr- und Modellanstalt für neues Bauen, gemäß des Mottos "Wohnen als Organisation von Lebensvorgängen". Dass dort so unterschiedliche künstlerische Sprachen und teils gegensätzliche Persönlichkeiten wie etwa Moholy-Nagy, Johannes Itten und Josef Albers wirkten, erklärt eine das Bauhaus von Anfang an bestimmende Mischung von Sozial-, Polit- und Kunst-Reform. In sieben Kapiteln stellt Nerdinger in konziser und gut lesbarer Form diese vielfältigen Prozesse, Aktivitäten und Auseinandersetzungen im und um das Bauhaus herum dar. Dabei ist ihm neben einer profunden Kenntnis der Materie zugutezuhalten, den letzten Leiter des staatlichen Bauhauses, Hannes Meyer, zu würdigen wie auch auf die Annäherung so mancher Bauhaus-Meister an die Nationalsozialisten hinzuweisen. Der Brückenschlag geht vom Bauhaus-Manifest in der wirren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zum anwachsenden Druck auf das Bauhaus, das nach Absetzung der Links-Regierung Thüringens nach Dessau gehen musste, dort dann bei Enthaltung der SPD per Ratsbeschluss 1932 geschlossen wurde, um als "Denkmal" der Moderne im Kalten Krieg für den Westen funktionalisiert zu werden. Das alles versteht der Autor in differenzierter und dennoch knapper Weise dem interessierten Leser zu vermitteln und durch eine passende Auswahl von Bildern vorzuführen. - Das Bändchen ist den an Architektur, Design und Kunst des 20. Jahrhunderts Interessierten wärmstens zu empfehlen. Es sollte in größeren Beständen mit entsprechenden Schwerpunkten nicht fehlen.