Demokratie

Die Entwicklung der Demokratie in Deutschland nennt die Historikerin Hedwig Richter eine Affäre, d.h. sie sieht in ihr eine Geschichte voller Leidenschaft und Skandale, voller Begeisterung und Glück, aber auch voller Fehler und Krisen. Ihre erzählende Demokratie Analyse beginnt sie in der 2. Hälfte des 18.Jh., in der sich die Ideen von der Gleichheit und Würde der Menschen verbreiteten und in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776) sowie in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Französische Revolution 1789) festgeschrieben wurden. Dass diese Forderungen im Laufe der nachfolgenden politischen wie gesellschaftlichen Veränderungen immer wieder neu gestellt und erkämpft sowie der Zeit angepasst werden mussten, legt die Autorin fundiert, präzise, gut lesbar und leicht verständlich dar. In fünf chronologisch aufgebauten Kapiteln verdeutlicht Richter ihre Grundthesen, dass demokratische Impulse und Reformen sowohl von einer Elite als auch von der Masse angestoßen werden, dass zur Demokratie Einschränkungen und Grenzen gehören und dass Demokratiegeschichte gleichzeitig immer auch Sozial-, Kommunikations- und Mediengeschichte ist. Wie diese grundlegenden Aspekte im Verlauf des Demokratisierungsprozesses bis heute gesehen und umgesetzt wurden, veranschaulicht sie anhand charakteristischer Umbruchsituationen. Eindringlich erörtert Richter die tiefe Zäsur durch die radikale Missachtung der Menschenwürde im Faschismus und vor allem im Nationalsozialismus. Nach dem Neubeginn und der Festigung der Demokratie in Deutschland sieht sie heute - trotz weltweit vorhandener Konflikte und Menschenrechtsverletzungen - einen nicht mehr aufzuhaltenden Durchbruch demokratischer Grundprinzipien.

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Demokratie

Demokratie

Hedwig Richter
C.H.Beck (2020)

400 Seiten : Illustrationen, Diagramme
fest geb.

MedienNr.: 966883
ISBN 978-3-406-75479-1
9783406754791
ca. 26,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
Diesen Titel bei der ekz kaufen.