So sehen wir das!

Eindrucksvoll und unter Verwendung schockierender Bilder, die aber der Realität vieler von ihnen entsprechen, rappen und dichten Jugendliche über Themen, die sie bewegen und bringen damit ihren Protest gegen Mobbing, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit zum Ausdruck. Die Gedichte sind im Rahmen eines Lyrics-Schreibwettbewerbs der Stiftung Lesen entstanden. Das Motto lautete "Wir können auch anders!" In dem Gedicht "Opferhilfe" beispielsweise wird zur Zivilcourage aufgerufen, "Denn jeder kann etwas tun." Es werden also nicht nur Probleme dargestellt und dem Leser vor Augen geführt, sondern auch Lösungsvorschläge zu ihrer Bewältigung gemacht. Die zum Großteil in sehr knappem und parataktischem Stil gehaltenen Sätze - häufig dominieren Befehlsformen - sowie eine oft aggressive Sprache mit vielen Begriffen aus den Bedeutungsfeldern Wut, Gewalt und Hass spiegeln die harte Realität der Jugendlichen, nicht nur innerhalb sozialer Brennpunkte, wider. Tatsächlich erfasst die Bandbreite der jungen Autoren die Schüler unterschiedlichster Schularten, von der Realschule über das Gymnasium bis hin zur Jugendstrafanstalt. Bemerkenswert ist auch, dass nicht nur aus der Opfersicht heraus berichtet wird, sondern auch aus der Perspektive eines Täters, dessen Gedanken und Gefühle, einschließlich der Reue und des Schuldgefühls im Nachhinein, in allen Facetten beschrieben wird. Wenn auch der Stil in allen Gedichten nicht immer konsequent ist, kann man jedem einzelnen Text doch seine authentische und spannende Seite abgewinnen. Gerade die scheinbare Unfertigkeit und teilweise Redundanz einiger Texte zeigt die Experimentalität der "Lyrics". Es bleibt nur zu wünschen übrig, dass diese Jugendlichen mit ihren Texten tatsächlich etwas bewegen können.