Meine wilde Wut
Schon die Ausstattung des Buches in Hartpappe ist "wutgeeignet" - denn Wut in vielen Varianten ist das Thema des Buches. Vornehmlich Fotos bilden die Wut ab - Kinder in sorgfältig inszenierten Wutposen, ergänzt um Collage-Elemente (Seile, zerbrochenes Porzellan, Stöcke ...) aus der kindlichen Alltagswelt. Die Bilder sprechen für sich, dennoch werden sie durchgehend von Texten verschiedener Art begleitet: Reime, Gedichte, Lautmalereien - oft durch besonderes Layout als Teil des Bildes. Der Autor, Jörg Isermeyer, wird nur auf dem Rückdeckel erwähnt; seine Texte werden als "assoziativ" bezeichnet und sind teils sehr deutlich, etwa wenn es um das Handy der Erwachsenen geht, teils sehr sperrig. Die Doppelseiten zwingen zur Auseinandersetzung, sind keine schnell konsumierbare Lektüre; sie thematisieren typisch kindliche Wut (Streit um Spielzeug), vor allem aber auch Wut, die im Kontext, also durch das Handeln der Erwachsenen entsteht (Leistungsdruck, Zwang, Enge, Alltagsstress). - Das ungewöhnliche Buch will erarbeitet werden und bietet reiche visuelle Impulse und Sprachanlässe; es eignet sich durchaus vom mittleren Kindergartenalter (4 J.) bis zum Ende der Grundschulzeit. Breit und nachdrücklich empfohlen.
Birgit Karnbach
rezensiert für den Borromäusverein.
Meine wilde Wut
Jan von Holleben. [Text: Jörg Isermeyer]
Beltz & Gelberg (2018)
[14] Bl. : überw. Ill. (farb.)
kt.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 4