Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spass

Lennys älterer Bruder Jakob ist ein Alleskönner. Er hat sein Abitur mit Bestnoten abgeschlossen, ist sportlich, allseits beliebt und soll jetzt Pharmazie studieren, um die Apotheke des Vaters zu übernehmen. Doch dann verunglückt er in den Bergen Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spass tödlich. Die Mutter kapselt sich völlig ab und ist ständig apathisch von Beruhigungsmitteln, die der Vater ihr illegal besorgt. Auch der Vater lebt wie vor den Kopf geschlagen, keiner der beiden redet mit Lenny. Dieser will Näheres zu dem Unfall wissen. Er besucht die Stelle des Absturzes und erkennt, dass Jakob ganz bewusst die Absperrung überwunden und an die Kante getreten sein musste. Er erfährt von der Bergwacht die Handynummer der Person, die den Unfall gemeldet hat. Es ist ein Mädchen aus der Nachbarstraße. Lenny erkennt nach und nach, dass sein Bruder nicht der strahlende Held war, den er in ihm sah. Jakob fühlte sich in dieser Rolle völlig überfordert, konnte aber nicht ausbrechen. Sein Vater hatte sein Leben vorausgeplant, seine Mutter setzte ihn seelisch unter Druck, nicht aus der Reihe zu tanzen. So sah er die einzige Möglichkeit zu einem selbstbestimmten Leben in seinem Freitod. Lenny akzeptiert dies und beginnt für sich, die Verhältnisse zu ändern. Er zwingt seinen Vater, sich der Tablettensucht seiner Mutter zu stellen und diese zu einer Therapie anzumelden. Der Tod seines Bruders soll nicht umsonst gewesen sein. - Für den Leser sind die Gründe für Jakobs Selbstmord gut nachzuvollziehen. Leider fehlt in der Geschichte aber jegliche Kritik und Alternative zu diesem Verhalten. Sein Bruder bewundert Jakob für dessen Entscheidung und sieht ihn als Held. Er stellt keinerlei Überlegungen an, ob es auch eine andere Lösung gegeben hätte. Das Buch kann als Anstoß für Diskussionen über Gründe und Alternativen zu Selbstmord dienen, sollte aber vermittelt und nicht nur kommentarlos ins Regal gestellt werden.

Brigitte Hölzle

Brigitte Hölzle

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spass

Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spass

Christoph Wortberg
Beltz & Gelberg (2014)


fest geb.

MedienNr.: 578720
ISBN 978-3-407-81158-5
9783407811585
ca. 12,95 € Preis ohne Gewähr

Borromäus-Altersempfehlung: ab 14
Systematik: J
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