Ein lebendiges Feuer

Kafkas Briefe an Milena sind weltbekannt. Der Persönlichkeit und die Bedeutung seiner Brieffreundin viel weniger. Mit der sorgfältig recherchierten Biografie schließt der Autor eine Lücke, denn Milena Jesenská war eine bedeutende Prager Journalistin Ein lebendiges Feuer der Zwischenkriegszeit und wurde für ihren Einsatz zur Rettung jüdischer Mitbürger vom Staat Israel mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Posthum, denn sie verstarb 1944 an den Folgen einer Nierenerkrankung im KZ Ravensbrück. Geboren wurde sie 1896 als Tochter eines Prager Mediziners und erlebte durch die Erkrankung ihrer Mutter eine schwierige Kindheit. Verheiratet war sie in erster Ehe mit Ernst Polak, einer wichtigen Figur der Prager und Wiener literarischen Kaffeehausszene. Von einer Femme fatale entwickelte sie sich zu einer leidenschaftlichen Reporterin, die sich vehement für das Schicksal der kleinen Leute einsetzte, eben bis hin zur Fluchthilfe nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch Hitler-Deutschland. - Bemerkenswert ist, mit welcher Akribie der Autor die Lebensfakten zusammengetragen hat, was das ausführliche Quellenverzeichnis belegt. Er zeichnet das Bild einer Frau, die bereit war, ein selbständiges Leben zu führen und den Preis für ihre Lebensform zu zahlen. Immer wieder stellt er ihre Hilfsbereitschaft und Empathie für ihre Mitmenschen heraus. Im Ganzen gesehen war demnach die kurze Beziehung zu dem persönlich sehr schwierigen Dichter nur eine Episode. Das Buch dürfte viele Leser/innen finden.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein lebendiges Feuer

Ein lebendiges Feuer

Alois Prinz
Beltz & Gelberg (2016)

229 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 586816
ISBN 978-3-407-82177-5
9783407821775
ca. 17,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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