Sitz. Platz. Aus?

In vier übersichtlichen Kapiteln zieht die Sozialpädagogin Parallelen zwischen Erziehungsratgebern und Ratgebern zur Hundedressur. Doch liegt die Entscheidung bei den Eltern, ob sie ihr Kind als tyrannisch ansehen und ihm Regeln zur Sozialisation auferlegen, oder ob sie es als bedürftig betrachten und ihm Liebe und Geduld entgegenbringen. Die Autorin (zul. "Besucherritze", BP/mp 13/841) durchleuchtet die heutige Situation der Familie in Beruf, Elternrolle und Frühförderung, die sie vor die Forderung gestellt sieht, aus einem "im Sandkasten spielenden Hosenscheißer einen ... optimalen Global Player" (S. 57) zu machen, wobei optimal durch angepasst ersetzt werden kann. Doch seien die Eltern die Experten für die Kinder, wenn sie ihrer Intuition nachgeben und sich nicht von zahllosen Ratgebern verunsichern ließen. Stabile Bindung und - entgegen dem Trend - Zeit seien wichtig (S. 103), damit Kinder ihre Qualitäten entdecken können (S. 144). - Die Autorin stellt pointiert und manchmal mit beißendem Witz ihre Thesen auf, die der Leser mit zustimmendem Nicken durch eigene Erfahrung zumindest stellenweise bestätigt. Sehr interessant; bei großem Bedarf an Erziehungsratgebern möglich.